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Ausgabe 01/20

Artikel und Compact News

Mit der Kundenzeitung „AERZEN com.press“ möchten wir Ihnen umfassende Informationen über unser Unternehmen, unsere Produkte und Anwendungslösungen geben.

Artikel

Versorgungssicherheit zählt

Schraubenverdichter von AERZEN speisen Biomethan ins Gasnetz ein

Während kleinere Kraftwerke, Solarfarmen oder Windparks vergleichsweise einfach heruntergefahren oder komplett vom Netz genommen werden, gestaltet sich dieses bei Biogasanlagen deutlich schwieriger. Biologische Prozesse lassen sich nicht einfach stoppen, weshalb bei der technischen Ausrüstung maximale Ausfallsicherheit und Redundanz gefragt sind.

Schraubenkompressoren von AERZEN verdichten das Biomethan für die Einspeisung ins örtliche Gasnetz.

Biogas zu Biomethan aufbereiten und ins Erdgasnetz einspeisen: Dieser Weg stellt eine effektive Möglichkeit dar, die regenerativ erzeugten Energieträger speichern zu können. Im Gegensatz zur direkten Verstromung von Biogas vor Ort im Blockheizkraftwerk, ist vor der Einspeisung ins Erdgasnetz erzeugerseitig allerdings die Aufbereitung zu Biomethan notwendig. Für die Einspeisung mit speziellen Anlagen ist wiederum der örtliche Erdgasnetzbetreiber zuständig. Ein funktionaler Bereich ist hier die Vorverdichtung, für die die EWE NETZ GmbH Schraubenverdichter von AERZEN einsetzt. Dieser Prozess ist untergliedert in zwei Druckstufen. In der ersten Druckstufe kommen Aggregate von AERZEN zum Einsatz, für den Hochdruckbereich Kolbenverdichter der Firma Neumann und Esser.

Gasqualität sicherstellen

Jedes Aggregat liefert eine Fördermenge von 700 Normkubikmetern in der Stunde – und ist für diesen Einsatz nach ATEX zertifiziert.

Mit einem Übergabedruck von circa 100 Millibar erreichen bis zu 700 Normkubikmeter Biomethan einer Biogasaufbereitungsanlage im Landkreis Cloppenburg pro Stunde die Einspeisestation von EWE NETZ GmbH. Das Unternehmen hat die Verantwortung für die übergebenen Biomethanqualitäten, die notwendige Druckanpassung sowie die Einstellung des Brennwertes für eine sichere Einspeisung von Biomethan ins Erdgasnetz. Einzuhalten sind dabei unter anderem die Richtlinien des DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches). Festgelegt sind in Regelwerken unter anderem der übergebene Methangehalt, die Grenzwerte für Kohlendioxid und Schwefelwasserstoff sowie der Wassertaupunkt. Bleibt das übergebene Biomethan innerhalb der Grenzwerte, wird mittels Schraubenverdichter von AERZEN der Druck von etwa 100 Millibar auf fünf bar erhöht. Das Ortsnetz selbst wird mit einem Druck von 0,8 bis 0,9 bar betrieben und versorgt die angeschlossenen Betriebe und Haushalte mit Erdgas beziehungsweise eingespeistem Biomethan. Christoph Benten, zuständig für Biogas-einspeiseanlagen bei der EWE NETZ: „Der Gesetzgeber legt fest, dass wir bei der Einspeisung von Biomethan ins Erdgasnetz eine technische Verfügbarkeit der Einspeiseanlage von mindestens 96 Prozent erreichen müssen.“ Aus diesem Grund hält EWE NETZ GmbH einen Redundanzbetrieb von zwei baugleichen VMX 110 Aggregaten aus dem Hause AERZEN vor. Diese liefern jeweils eine Förderleistung von 700 Normkubikmetern pro Stunde. „Geht eine Maschine in Störung, springt automatisch die zweite Maschine ein.“

Abgenommene Systemlösung

Die Einspeisestation ist direkt neben der Gasaufbereitung mobil und platzsparend in einem Betoncontainer installiert.
AERZEN lieferte für EWE eine einbaufertige Komplettlösung inklusive Verrohrung und Anbindung an die Steuerungsebene.

Verdichtung von Biomethan, Biogas sowie anderen Kohlenwasserstoff-Mischgasen: Genau dafür sind die ölgeschmierten, direktangetriebenen VMX-Schraubenverdichter-Aggregate konzipiert. Die Reihe deckt in fünf Baugrößen im Dauerbetrieb Volumenströme bis 2.500 Normkubikmeter pro Stunde ab und liefert einen Überdruck bis 16 bar. Für den Einsatz im Umfeld von Biogasanlagen sind die Aggregate entsprechend der ATEX-Richtlinie 2014/34/EU sowie der Maschinenrichtlinie zertifiziert. Die VMX-Reihe erfüllt die neuesten Sicherheitsnormen der EN 1012-3 sowie das Regelwerk des DVGW für den Einsatz in Deutschland.

Eingebaut sind die Schraubenverdichter in der Einspeiseanlage im Landkreis Cloppenburg in einem kompakten Betongebäude, das direkt neben der Biogasaufbereitung der Biogasanlagen platziert ist. Konzipiert ist die Einheit als anschlussfertiges System, das sich entsprechend schnell in Betrieb nehmen lässt. 

Bei der Einspeisung des Biomethans in das Erdgasnetz ist zu beachten, in welches Netz eingespeist wird. Das örtliche Verteilnetz arbeitet mit maximal 1 bar, das Hochdrucknetz mit bis zu 70 bar. Solange Aufnahmekapazitäten innerhalb des örtlichen Verteilnetzes gegeben sind, speisen die AERZEN Schraubenverdichter ein. Kommt es zu einem Aufnahmeengpass, springt automatisch die Einspeisung ins Hochdrucknetz ein. Dann übernehmen Kolbenverdichter von Neumann und Esser die Arbeit. Die Schraubenverdichter von AERZEN bleiben in Betrieb und erzeugen den Vordruck für die Hochdruckverdichter. Dieser Aufbau führt dazu, dass die Kolbenverdichter aus energetischen Gründen nur dann zum Einsatz kommen, wenn das Ortsnetz nichts mehr aufnimmt und 70 bar Einspeisedruck notwendig sind.

Fazit

Christoph Benten, zuständig für Biogas-einspeiseanlagen bei der EWE NETZ: „Uns geht es bei diesem schlüsselfertigen Anlagenbau darum, dass die eingesetzte Technik mit wenig Störungen hochverfügbar arbeitet.“

Mit der Einspeisung von Biomethan in das vorhandene Erdgasnetz verbessern sich die Speichermöglichkeiten von Biogas sowie die Nutzung der erzeugten Energie unabhängig vom Standort der Biogasanlage. Zudem ist eine zeitliche Entkopplung von Erzeugung und Nutzung möglich. Die Infrastruktur des Erdgasnetzes mit den zugehörigen Kavernen gilt in Deutschland mit einer Gesamtlänge von 530.000 Kilometern als gut ausgebaut. Komplette Systemlösungen bei der Verdichtung und Einspeisung des Gases machen es den Netzbetreibern einfacher, neue Standorte zu erschließen.

Compact news

Aerzen Digital Systems: Dienstleister für datenbasierte Services

AERZEN erweitert sein Serviceportfolio um ein digitales Angebot: Die Aerzen Digital Systems GmbH entwickelt Lösungen im Bereich der Digitalisierung, die die AERZEN Standardgebläse und -kompressoren noch effizienter, zuverlässiger und langlebiger machen. Aus einer Plattform heraus wird der Kunde einen umfassenden Einblick in die Zustände seiner Maschinen erhalten. Je nach gebuchtem Dienst soll – auf Basis entsprechender Analysen – beispielsweise auch eine vorsorgliche Wartung ermöglicht werden. Solche datenbasierten Services werden von Aerzen Digital Systems kostengünstig und risikooptimiert konzipiert und umgesetzt. Die Markteinführung der digitalen Services zum AERZEN Maschinenparkmanagement ist für Mai 2020 geplant.

Bild: Lutz Geerken und Ricardo Wehrbein sind Geschäftsführer Aerzen Digital Systems.

Neu im Produktmanagement

Thomas Kuhn ist seit dem 1. Februar 2020 AERZEN Produktmanager für den Bereich öleingespritzte Schraubenverdichter, Zubehör und Dienstleistungen. Sein neues Aufgabengebiet umfasst neben der Verantwortung für die VMX Verdichter die übergeordnete AERZEN Steuerung AERsmart, das Zubehör (unter anderem Luft-Luft- und Wasser-Luft-Nachkühler) und die Dienstleistung AERaudit.

Vertragsunterzeichnung bei Royal Haskoning

Schon im September 2019 hat AERZEN bei seinem neuen Partner Royal Haskoning den Vertrag als „International preferred supplier“ unterzeichnet. Mit diesem „Prädikat“ bietet sich die Möglichkeit, mit einem der weltweit renommiertesten Ingenieurbüros bereits in der Consultingphase in Belüftungsprojekte für die Abwasseraufbereitung einzusteigen. Royal Haskoning bietet seinen Kunden zudem eine patentierte und sehr erfolgreiche Aufbereitungstechnologie namens Nereda. Bei diesem Verfahren wird mithilfe eines spezielles Biogranulats eine achtfache Aufnahmekapazitat der Bioorganismen gewährleistet. Dadurch lassen sich Kläranlagen sehr platzsparend konzipieren, Vor- und Nachklärbecken entfallen mit dieser Technik vollständig. Mit diesem Verfahren können Investitionskosten von bis zu 40 Prozent eingespart werden. Auch die Betriebskosten in Verbindung mit der AERZEN Verdichtertechnologie und einem modernen Belüftungssystem können um 50 Prozent gesenkt werden.

Bild: Partnerschaft besiegelt (v.l.): Siert Wiersema (AERZEN Nederland), René Noppeney (Royal Haskoning), Markus Leidinger (AERZEN), Klaus-Peter Glöckner (AERZEN), Rudger Perdon (Royal Haskoning)