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Ausgabe 04/16

Artikel und Compact News

Mit der Kundenzeitung „AERZEN com.press“ möchten wir Ihnen umfassende Informationen über unser Unternehmen, unsere Produkte und Anwendungslösungen geben.

Artikel

Eisenverhüttung unter dem Schmelzpunkt

Direktreduktion mit AERZEN Drehkolbengebläsen, denn: Auf das Gas kommt es an!

Stahl ohne Koks – denkbar? Die aktuelle Entwicklung bei der Eisenverhüttung und Stahlherstellung geht genau in diese Richtung. Statt die Eisenoxide im Erz mit Koks zu elementarem Eisen zu reduzieren, gehen die Stahlkocher immer häufiger einen anderen Weg. Statt Koks kommt Reduktionsgas zum Einsatz – erzeugt meist aus Erdgas. In vielen Anlagen auf der Welt übernehmen Drehkolbengebläse von AERZEN die Gasversorgung der Reduktionstürme.

Eisenverhüttung unter dem Schmelzpunkt
Weltweit kommen in der Stahlindustrie AERZEN Drehkolbengebläse zum Einsatz, zum Beispiel für die Erzeugung von Reduktionsgas.

Erst im Herbst 2016 ist in Texas die größte Direktreduktionsanlage der Welt in Betrieb gegangen. Eisenschwamm, das ist der Stoff aus der Direktreduktion – auch Midrex-Verfahren genannt. Ist die Roheisenerzeugung üblicherweise mit einem feurigen Bild verbunden, gehen Direktreduktionsanlagen verfahrenstechnisch einen ganz anderen Weg. Diese Technologie ist zunächst für kleinere Chargen und kleiner dimensionierte Anlagen ausgelegt, die sich gegenüber klassischen Hochöfen flexibler hoch- und herunterfahren lassen. Und noch ein Unterschied bringt die Direktreduktion zum „Stahlkochen“ mit sich: Die Unabhängigkeit vom Koks – und damit von der Steinkohle. Der Hintergrund: Als Reduktionsmittel kommt kein Kohlenstoff in fester Form als Schüttgut zum Einsatz, sondern ein Gasgemisch aus Kohlenmonoxid und Wasserstoff. Dem entsprechend unterscheidet sich der Materialfluss für den Brennstoff: Förderbänder und -schnecken in klassischen Stahlwerken, Gebläse und Verdichter in den Direktreduktionsanlagen. AERZEN ist in diesem Einsatzgebiet vor allem mit seinen Drehkolbengebläsen weltweit vertreten.
Bevor sich Erdgas einsetzen lässt, um die positiv geladenen Eisenionen im Eisenoxid zu molekularem Eisen zu reduzieren, ist das Methan in einem sogenannten Reformer aufzubereiten. Bei der chemischen Dampfreformierung wird unter Einsatz von Wärme in einer endothermen Reaktion Erdgas mit Wasser und Sauerstoffeinspeisung umgewandelt zu Kohlenmonoxid und Wasserstoff. Beide Gase eignen sich hervorragend, um den im Eisenoxid gebundenen Sauerstoff herauszulösen. Die Reaktionsprodukte sind hierbei dann Eisen, Wasser und Kohlendioxid.

Eisenschwammbriketts
Mit dem Direktreduktionsverfahren werden
Eisenschwammbriketts erzeugt.

Eisenschwammbriketts mit hoher Reinheit

Mehrstufige Großgebläse von AERZEN fördern die Ausgangsgase mit einem Volumenstrom bis 300.000 Kubikmetern in der Stunde in die Reformer. Von dort aus wird das aufgespaltene Gas ebenfalls mit Drehkolbengebläsen im Gegenstrom in den Schachtofen geführt. Die Reduktion des Eisenerzes zu Eisenschwamm beginnt. Dieser wird im Anschluss sofort heruntergekühlt, damit das unter 1.000 Grad heiße Material an der Luft nicht sofort wieder oxidiert. Zudem erfolgt im noch heißen Zustand eine mechanische Weiterverarbeitung zu Briketts oder Pellets. Das Zwischenprodukt auf dem Weg zu hochwertigem Stahl hat jetzt die Qualität von Roheisen und kann entsprechend in Stahlwerken weiterverarbeitet werden.
Anderes Verfahren, andere Anforderungen an den Standort: Midrex-Anlagen sind gut geeignet für kleinere Standorte. Zudem herrschen differierende Ansprüche an die Rohstoffversorgung. Profitierte das Ruhrgebiet in seiner Hochzeit von der Steinkohle als Energieträger und Redoxmittel für die Eisenhütten, ist es beim Midrex-Verfahren vor allem der Zugang zu billigem Erdgas.

Langlebig und betriebssicher

AERZEN hat für die Förderung und Verdichtung von Prozessgasen die Drehkolbengebläse der Baureihen GR und GQ entwickelt. In den Größen 12 bis 21 deckt der Typ GR Ansaugvolumenströme von 100 bis 50.000 Kubikmetern in der Stunde ab. Der Typ GQ mit Größen zwischen 17 und 22 deckt den Volumenbereich zwischen 1.500 und 100.000 Kubikmeter in der Stunde ab. Beide Leistungsklassen fördern das Gas nach dem Verdrängerprinzip.
„Unsere Maschinen zählen zu den größten, die es im Markt gibt“, erklärt Pierre Noack, Leiter der Process Gas Division bei AERZEN. Die Größe bringt im Zusammenhang mit einer hohen Leistungsdichte den Vorteil mit sich, dass für ein gefordertes Gasvolumen weniger Maschinen einzubauen sind. Auf diese Weise lassen sich Midrex-Anlagen übersichtlicher projektieren und schneller in Betrieb nehmen. Ein weiterer Vorteil heißt Verfügbarkeit. Berechnungen zur mittleren Ausfallwahrscheinlichkeit spielen im Engineering und bei der Evaluierung der am besten passenden Technik eine zunehmend wichtige Rolle – vor allem bei kontinuierlich arbeitenden Anlagen. Kommen größere – und damit zahlenmäßig weniger – Verdichter zum Einsatz, sind weniger Rohrleitungen zu bauen, weniger Anschlüsse vorzunehmen, weniger Sensorik und Aktorik in die Gesamtsteuerung einzubinden. Vor diesem Hintergrund treten vermeintlich höhere Anschaffungskosten schnell in den Hintergrund, wenn bei der Bewertung der technischen Komponenten MTBF-Kennzahlen, durchschnittliche Wartungsintervalle und die Lebenszykluskosten eine Rolle spielen. „Unsere Anlagen halten eben deutlich länger“, ist Noack überzeugt und spricht von „sehr zufriedenen Kunden“.

Wassereinspritzung für maximalen Wascheffekt

Die Typen GR und GQ sind zum Beispiel unempfindlich gegen Verunreinigungen im Gas und weisen eine hohe Resistenz gegenüber Eisenstaub auf. Darüber hinaus lässt sich in die Einheiten Wasser einspritzen. Dieses Detail hat vor allem bei der Förderung aggressiver Prozessgase gravierende Auswirkungen. Zunächst lässt sich mit dem gezielten Einspritzen von Wasser sowohl das Gas als auch die Gebläseeinheit wirksam kühlen. Ein weiterer Vorteil resultiert aus der Waschwirkung des Wassers. Damit wird im Betrieb verhindert, dass die Drehkolbengebläse durch die Ablagerung hochviskoser Rückstände in Prozessgasen verkleben können. Der zweiflügelig Aufbau hat hierbei einen zusätzlichen Selbstreinigungseffekt zur Folge.
Dieser Aspekt wird spätestens dann wichtig, wenn der Primärenergieträger mit anderen Gasen verschnitten wird. Hier ist an erster Stelle Kokereigas zu nennen. Das Nebenprodukt aus der Pyrolyse von Steinkohle zu Koks enthält je nach Beschaffenheit der Steinkohle etwa 55 Prozent Wasserstoff, 25 Prozent Methan, 10 Prozent Stickstoff und 5 Prozent Kohlenmonoxid – bis auf den Stickstoff also eine sehr gut geeignete Mischung zur Reduktion des Eisenerzes. Allerdings enthält das Kokereigas auch Nebenbestandteile wie Teer, Schwefelwasserstoff, Ammoniak, Benzol und Aromaten wie Naphthalin. Generell lohnt es sich auch beim Midrex-Verfahren, die flüchtigen Bestandteile von Steinkohle für die Direktreduktion von Eisenerz zu verwenden, weil ihr Anteil an der Steinkohle immerhin 25 Prozent vom Ausgangsgewicht beträgt.

Gasaufbereitung nicht erforderlich

Weil Drehkolbengebläse von AERZEN dauerhaft in der Lage sind, die genannten Verunreinigungen ausfallsicher zu fördern, sparen sich die Betreiber von Midrex-Anlagen eine gesonderte Gasaufbereitung. Diese wäre notwendig, wenn statt Drehkolbengebläse Turboverdichter zum Einsatz kämen. Diese Technologie verträgt aber aufgrund der hohen Rotationsgeschwindigkeiten keinen noch so kleinen Fremdkörper im Gasstrom. Die Drehkolbengebläse erreichen hingegen durch das Wirkprinzip der Zwangsverdrängung deutlich niedrige Oberflächengeschwindigkeiten. Zur Erklärung: Das Arbeitsprinzip der Drehkolbengebläse erlaubt maximale Umfangsgeschwindigkeiten, die sieben- bis zehnmal niedriger sind als die der Turboverdichter. Folglich führt bei Drehkolbengebläsen das Einspritzwasser zur geringen Erosion des Rotormaterials, während sich bei Turboverdichtern das kontinuierliche Einspritzen von Wasser ausschließt.

Leichter Modernisieren mit Drehkolbengebläsen

Damit sich die großindustriellen Gebläselösungen auch in anderen Anwendungsgebieten der Roheisenerzeugung einsetzen lassen, „haben wir unsere Maschinen breitbandig ausgelegt“, erklärt Noack. Liegen die Verdrängermaschinen im Betrieb außerhalb des theoretisch errechneten Bedarfs und damit der optimalen Kennlinien, arbeiten sie durch die Drehzahlsteuerung mit Frequenzumrichtern immer noch effizient. Im Gegensatz zu Zentrifugalverdichtern, die bei konstantem Gegendruck einen relativ schmalen Regelbereich haben, passt sich das Drehkolbengebläse aufgrund seines Arbeitsprinzip wechselnden Betriebsbedingungen an. Die Drehzahlvarianz schafft Flexibilität. Dieser Unterschied macht deutlich, warum sich mit variabel einsetzbaren Drehkolbengebläsen von AERZEN auch bestehende Anlagen unkompliziert nachrüsten und modernisieren lassen.

Compact news

Fünf Jahre AERZEN Turbo

Aerzen Turbo in Korea feierte in diesem Jahr direkt ein Doppeljubläum: fünf Jahre Bestehen und fünf Jahre Produktion. Anlass genug für eine kleine Feier: Anfang Dezember trafen sich alle Mitarbeiter sowie Vice President Asia Pacific Chuck Lim, Product Manager Turbo Steffen Helmert, Stephan Brand, Vice President Marketing & PM/Director Turbo Business, sowie H.J. Lee und C.Y. Kim von der lokalen Vertretung HC Corporation zu einem gemeinsamen Company Dinner. Im Rahmen der Feierlichkeiten wurden weitere Jubilare geehrt: 17 der insgesamt 58 Mitarbeiter von Aerzen Turbo sind ebenfalls seit fünf Jahren dabei.
Aerzen Turbo produziert sowohl die Kernkomponenten der AERZEN Turbogebläse – Turbostufe, Frequenzumrichter, Steuerung – als auch komplette Aggregate. Der Umsatz ist in den vergangenen fünf Jahren auf über 8 Millionen Euro gestiegen.

Abwassermanager für Europa, den Nahen Osten und Afrika

Markus Leidinger hat im Januar 2016 die neue Funktion des Application Managers Wastewater Treatment Plant für den Bereich Europa, Mittlerer Osten und Afrika übernommen. Neun Jahre lang arbeitete er als Vertriebsingenieur im Vertriebsbüro Süd-West von AERZEN und konnte dort tiefgehende Praxis­erfahrung insbesondere in den Anwendungen rund um die Klärwerkstechnologie erwerben.

Erstes internes Systemaudit absolviert

AERZEN besitzt seit Anfang 2016 die Zertifizierungen nach DIN EN ISO 9001 (Qualitätsmanagement), 14001 (Umweltmanagement) und 50001 (Energiemanagement) sowie nach OHSAS 18001 (Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagement). Ergänzt werden diese Zertifizierungen um die DIN EN ISO 80079-34 (Qualitätsmanagement für Maschinen für ATEX-Anwendungen), NSQ-100 (Qualitätsmanagement für Maschinen für Nuklear-Anwendungen) und die MID 2014/32/EU Modul D (Qualitätsmanagement für die Herstellung von Drehkolbengaszählern). Im September 2016 hat das Qualitätswesen nun das erste interne Systemaudit für das integrierte Managementsystem in Aerzen durchgeführt. Erfolgreich: Alle Bereiche erfüllen die Managementanforderungen.

Sitzung des Expertenforums Zoll und Import

Das Expertenforum Zoll und Import der IHK Hannover traf sich am 23. November 2016 bei der Aerzener Maschinenfabrik GmbH zu einer Sitzung. Nach einer Unternehmenspräsentation inklusive Firmenrundgang widmeten sich die rund 40 Teilnehmer dem ersten Tagesordnungspunkt, der Verschärfung der Luftsicherheitsregeln durch das Luftfahrtbundesamt. Es folgten Informationen und Meinungen zu weiteren aktuellen Themen, wie dem Warenverzeichnis für die Außenhandelsstatistik mit Änderungen für das Jahr 2017, dem neuen Präferenzabkommen der EU mit der Elfenbeinküste und den südlichen Afrikastaaten, der Umfrage der IHK Stuttgart zu Lieferantenerklärungen oder dem EU-Zolltarif 2017.
Für 2017 stehen bereits weitere Sitzungen am 15. Februar/21. Juni bei Johnson Controls Autobatterie, Hannover, und am 21. September/29. November bei Lenze Operations GmbH, Aerzen, fest.

AERZEN Stil-Ikone

Beim Shoppen in Hamburg ist ein Mitarbeiter an einem ungewöhnlichen Ort auf ein AERZEN Produkt gestoßen: Im Eingangsbereich des Design­centers Stilwerk, mitten im Cafe, war ein altes AERZEN Gebläse ausgestellt. Das GLa 14.18 aus den 1960er-Jahren stammte aus einer Malzfabrik, wo es in der Siloanlage im Einsatz war.

Neuer Leiter Process Gas Division Ungarn

Dr. Imre Pesthy hat am 1. September 2016 die Geschäftsführung der Process Gas Division Ungarn von Rolf Heinemeyer übernommen. Dr. Pesthy hat im Fach Mechanische Verfahrenstechnik promoviert – Spezialgebiet Metallurgie und Schweißtechnik – sowie einen Masterabschluss in Betriebswirtschaft absolviert. Er verfügt über langjährige Erfahrung in Führungspositionen in kleinen und größeren Produktionssegmenten internationaler Unternehmen. Rolf Heinemeyer wird sich neben weiterer Unterstützung der PGD Ungarn mehr auf das PGD-Geschäft in Aerzen fokussieren.