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Ausgabe 02/16

Artikel und Compact News

Mit der Kundenzeitung „AERZEN com.press“ möchten wir Ihnen umfassende Informationen über unser Unternehmen, unsere Produkte und Anwendungslösungen geben.

Artikel

Raus aus der Deckung, runter mit den Reserven

Intelligente Luftversorgung von Kläranlagen - dank AERZEN

Die Kläranlage in Rheda-Wiedenbrück testet aktuell ein brandneues Steuerungskonzept für die Gebläsetechnik von AERZEN – die AERsmart Verbundsteuerung. 

Mit einer Kombination aus Aerzen Turbo, Delta Hybrid und Delta Blower wird die Luft für die Belebungsbecken im Klärwerk Rheda-Wiedenbrück bedarfsgerecht und energieeffizient erzeugt.

Die Modernisierungsarbeiten des Abwasserbetriebs, an den sowohl die Bürger der Region Rheda-Wiedenbrück als auch Deutschlands größter Schlachtbetrieb für Schweine angeschlossen sind, begannen 2013. Ein Projektziel bestand darin, die biologische Reinigung wirksamer mit Luft zu versorgen, indem alte Belüftungsgitter nicht nur durch neue ersetzt, sondern diese auch 30 Zentimeter tiefer, unmittelbar am Boden der Belebungsbecken eingebaut wurden. „Angesichts der Fläche der sechs Becken konnten wir so unser Bearbeitungsvolumen um einige Hundert Kubikmeter steigern“, erklärt Abwassermeister Hendrik Wulfhorst. In der weiteren Folge bedeuten die 30 Zentimeter mehr Raumgewinn allerdings auch einen Anstieg des System-Drucks von 30 mbar – was entsprechend bei der Auslegung der Gebläsetechnik zu berücksichtigen war. Vor der Anlagenmodernisierung wurde die Biologie mit hohem Sauerstoffüberschuss in den Becken gefahren, um vor allem Schwankungen bei den Einlaufwerten des Schlachthofbetriebs sicher aufzufangen.

Bedarfsgerechte Steuerung

Markus Haverkamp,Projektingenieur aquaconsult: Dank AERsmart und einer Gleitdruckregelung fahren die unterschiedlichen AERZEN Maschinen in der Kombination immer im Gesamtoptimum.

Letztlich mit dem Auftrag, die Betriebskosten und den damit verbundenen CO2-Ausstoß zu reduzieren, bestand ein klares Ziel des Projektes darin, die Belüftung der Becken künftig wesentlich enger mit der schwankenden Abwasserfracht und dem daraus resultierenden Sauerstoffbedarf zu koppeln. Daraus folgte im ersten Schritt die bedarfsgerechte Drehzahlsteuerung der insgesamt vier Gebläse-Einheiten von AERZEN. Die Sollwerte generiert die Speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) aus den Messdaten im Abwasser – vornehmlich in Form von Ammonium- und Nitratkonzentrationen. Hinzu kommt eine intelligente Steuerung der Blendenregulierschieber, die langsam zufahren, wenn die geforderte Sauerstoffsättigung im Wasser des jeweiligen Beckens erreicht ist. Damit dieses Schließen nicht zu einem höheren Druck – und damit Widerstand – in der Leitung führt, fährt die SPS parallel den Solldruck herunter. „Andernfalls würden wir Energie durch die Blendenregulierschieber vernichten, weil die Gebläse im Rahmen einer Konstant-Druckregelung gegen den durch die Blendenregulierschieber verursachten Druckverlust arbeiten müssen“, verdeutlicht Markus Haverkamp, Projektingenieur vom betreuenden Planer aquaconsult. Für die Grundlastversorgung der Biologie, die abwechselnd aus belüfteten und unbelüfteten Becken einen Kreislauf mit drei Reinigungsstufen bildet, hat das mit der Planung und Realisierung beauftragte Ingenieurbüro aus Hannover unter anderem ein Turbogebläse von AERZEN ausgewählt. Der Typ AT150-0.8S erreicht mit einer Motor-Nennleistung von 143 kW einen Ansaugvolumenstrom von 4.800 Kubikmetern in der Stunde bei einem Ansaugdruck von 1 bar und einem Enddruck bis 1,8 bar. 

Turbogebläse für die Grundlast

Für Cord Utermann, Vertriebsingenieur bei AERZEN, sind Turbogebläse klassische Vertreter energieoptimierter Grundlastmaschinen, die am besten innerhalb der Nennwertparameter 24 Stunden durchlaufen, weil sie dann mit der höchsten Wirtschaftlichkeit in Betrieb sind. „Wie bei jeder Turbo-Technologie sinkt der energetische Wirkungsgrad sobald die Geräte in den Teillastbereich gefahren werden“, erklärt Utermann. Folglich sind Konzepte zu entwickeln, die im tageszeitlichen Verlauf schwankende Schmutzfrachten gleichermaßen energieeffizient reinigen. Für ein Optimum an Energieeffizienz in einer Kläranlage ist der Luftbedarf, der über die Grundlast hinausgeht, von Verdrängermaschinen wie Drehkolbengebläsen und -verdichtern zu decken. Diese Technologien zeigen ihre Stärke im hohen Regelbereich von 25 bis 100 Prozent und erreichen einen sehr guten Wirkungsgrad auch im Teillastbetrieb. In der Kläranlage Rheda-Wiedenbrück gehören deshalb noch zwei AERZEN Aggregate vom Typ Delta Hybrid (D 62 S) sowie ein Delta Blower (GM 80 L) zum Verbund. Damit dieses Quartett den Sauerstoffbedarf für die Belebungsbecken nicht nur prozesstechnisch sicher deckt, sondern die benötigte Luftmenge auch noch so energieeffizient wie nur möglich im Verbund erzeugt, hat AERZEN die AERsmart entwickelt. Nach Auskunft von Utermann, besteht „die hohe Kunst der Steuerungstechnik darin, die Übergänge zwischen den sich überlagernden Betriebsbereichen möglichst fließend und bei jeder Last so energieeffizient wie möglich zu gestalten“. Indem in Rheda-Wiedenbrück drei verschiedene Maschinen mit unterschiedlichen Arbeitsbereichen und Wirkungsgraden zum Einsatz kommen, müssen diese auf eine Weise übereinander gelegt werden, „dass wir möglichst wenig Schaltvorgänge haben. Das ständige An- und Abschalten würde ja den Verschleiß erhöhen“, macht Haverkamp deutlich. „Für einen optimalen Gesamtwirkungsgrad sind eine effiziente Verteilung der Luft auf die Belebungsbecken sowie die effiziente Maschinenanwahl erforderlich.“

AERsmart machts möglich

Markus Haverkamp, Cord Utermann und Hendrik Wulfhorst (v. l.) sind zufrieden mit den Ergebnissen des Feldtestes.
Mit Blendregulierschiebern und veränderter Drehzahl wird der Lufteintrag in die Becken gesteuert.

Basis für die steuerungstechnische Optimierung mit der AERsmart-Steuerung bildet der Sauerstoffbedarf in den drei Reinigungsstufen. Die Kennzahlen werden von der zentralen Anlagen-SPS verarbeitet, und der daraus resultierende Solldruck wird per Profibus an die Gebläsesteuerung gegeben. AERsmart sorgt dann dafür, dass die vier Aggregate energetisch optimal miteinander arbeiten. „Das hier eingesetzte Turbogebläse hat zum Beispiel bei 83 Prozent Auslastung den höchsten Wirkungsgrad“, erklärt Utermann. Liegt der Luftbedarf darunter, kann es folglich effizienter sein, die Grundlastmaschine ganz abzuschalten und den vergleichsweise geringen Luftbedarf durch die beiden Delta Hybrid Anlagen zu decken. „Unsere Bakterien ist es egal, wer für den Sauerstoff sorgt“, merkt Wulfhorst augenzwinkernd an. Der Abwassermeister weist jedoch darauf hin, dass im Vorfeld der Modernisierungen die Gebläsetechnik so projektiert wurde, dass die Leistung des Turbogebläses für den „normalen“ Tagesbedarf ausreicht. Als Zwischenergebnis konnte die Kläranlage Rheda-Wiedenbrück mit den energieoptimierten Gebläsen und einer vergleichsweise einfachen Prozesssteuerung, die enger mit den herrschenden Ist-Werten verknüpft ist, rund 30 Prozent Energie in der Biologie einsparen. AERsmart bringt weitere fünf bis acht Prozent. Wie viel es über eine längere Betriebsphase genau ist, wird der Feldtest in der Kläranlage zeigen. Rheda-Wiedenbrück ist der erste Abwasserbetrieb in Deutschland, der die AERsmart in der Praxis testet. „Die komplexen Zusammenhänge einer Kläranlage können wir nur im Feld erfassen. Das lässt sich auf keinem Teststand abbilden. Deshalb ist uns die intensive Zusammenarbeit mit unseren Kunden so wichtig. Nur so können wir einen engen Anwendungsbezug für zukunftsweisende Weiterentwicklungen erhalten“, fasst Utermann zusammen. 

Compact news

Aerzen Asia auf der Asia Water 2016

Mit Unterstützung seines lokalen Distributors Solidium hat Aerzen Asia vom 6. bis 8. April an der Asia Water 2016 in Kuala Lumpur, Malaysia, teilgenommen – der größten Industriemesse zum Thema Wasser und Abwasser der Region. Aerzen Asia stieß mit dem Verbundkonzept Performance3 aus Turbo, Hybrid und Blower bei den hochkarätigen Besuchern, darunter viele Entscheider aus der staatlichen und industriellen Wasserwirtschaft, auf große Resonanz. Im Vorjahr hatte die AERZEN Tochter mit dem Erwerb des SPAN Zertifikats durch die National Waste Water Services Commission Malaysia hierfür den Weg geebnet. Es ist Voraussetzung für alle Gebläse, die in Kläranlagen West-Malaysias eingesetzt werden.

AERselect - jetzt neu im Customer Net

AERselect - jetzt neu im Customer Net

AERZEN hat das Customer Net jetzt noch kundenfreundlicher gestaltet und bietet mit AERselect ein Tool, das speziell für die Bedürfnisse von Ingenieurbüros, Anlagenbauern und Endkunden programmiert wurde. AERselect, basierend auf MS Excel, unterstützt bei einer Vielzahl von Berechnungen, unter anderem bei der Schall-, Druckverlust-, Raumbelüftungs- und Taupunktberechnung. Mit wenigen Klicks lässt sich ein maßgeschneidertes Leistungsverzeichnis erstellen, das als bearbeitbare Textdatei bereitgestellt wird und einfach in die Ausschreibungsunterlagen integrierbar ist. Abrufbar ist das neue Planungstool unter www.aerzen.com/customernet.

Mehr Prozesssicherheit durch Embedded Webserver

AERZEN bietet für seine bewährte kommunikationsfähige Steuerung AERtronic jetzt eine Erweiterung: Durch das neue Modul Embedded Webserver sind Betriebsdaten weltweit und jederzeit über einen HTML5-fähigen Webbrowser abruf- und auslesbar. Ein eingängiges Bedienkonzept und benutzerfreundliches Interface geben schnell Aufschluss über die wichtigsten Messwerte des Aggregats. Sämtliche Prozessdaten werden dabei sicher auf einer im Webservermodul integrierten SD-Karte gespeichert. Etwaige Störungen können so schnell erkannt und Gegenmaßnahmen zeitnah eingeleitet werden.