150 Jahre AERZEN, Teil II 1931–1984 AERZEN bricht Rekorde Vom Landmaschinen-Produzenten zum Global Player: AERZEN unterstrich mit seinen Produktinnovationen stets seine internationale Bedeutung und Zukunftsausrichtung. Bernd Wöhlken, Geschäftsführer: AERZEN hat sich stets an den Bedürfnissen seiner Kunden orientiert und so immer wieder neue Maßstäbe gesetzt. Ein AERZEN Arbeiter begutachtet Schraubenverdichter-Rotoren in der Prüfvorrichtung.Die Produktion des Schraubenverdichters, heute eines der wichtigsten Produkte von AERZEN, begann mitten im Zweiten Weltkrieg. Das Reichsministerium für Bewaffnung und Munition beauftragte damals Geschäftsführer Karlheinrich Heller mit der Entwicklung eines Schraubenverdichters, der als Abgasverdichter in neuen U-Boot-Typen dienen sollte. Nach zweijähriger Verhandlungszeit erhielt AERZEN von der schwedischen Firma Ljungströms Angturbin, heute Svenska Rotor Maskiner AB (SRM), eine Unterlizenz. Deren Chefingenieur Alf Lysholm entwickelte in den 1930er-Jahren den Prototyp der modernen Schraubenverdichter für den Einsatz in Gasturbinen.1943 begann der Bau der neuen Produktlinie. Die Schraubenverdichter boten als zweiwellige Drehkolbenmaschinen eine op- timale Ergänzung des Produktprogramms. Bei ölfreier Förderung mit innerer Verdichtung erreichten sie höhere Druckverhältnis- se als Drehkolbengebläse.Der erste in Aerzen hergestellte Schraubenverdichter „K60“, auch Schraubengebläse oder Schraubenradverdichter genannt, hatte ein unsymmetrisches Rotorprofil nach dem Prinzip von Lysholm. Von Anfang an plante Heller einen universell einsetzbaren Schraubenverdichter, der allgemein anwendbar ist und nach einer Art Baukastensystem ausgerüstet werden kann. Der Plan wurde Wirklichkeit: Heute deckt der Schraubenverdichter von AERZEN sämtliche Anwendungsgebiete der Luft- und Gasverdichtung ab. Er kommt unter anderem bei der pneumatischen Förderung, in der industriellen Drucklufterzeugung, bei Chemiebetrieben, Kraftwerken, Stahlerzeugungsanlagen und im Bereich der Kälteindustrie und Prozessgastechnik zum Einsatz Wirtschaftswunder brachte den Aufschwung Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden in Aerzen statt anspruchsvoller Technologien jedoch erst einmal Rübensaftpressen, Ölmühlen und Tabakschneidemaschinen produziert. Trotz der schwierigen Nachkriegssituation nahm AERZEN aber bald wieder die Herstellung von zweiwelligen Drehkolbenmaschinen auf und auch die Demontage durch die Alliierten konnte verhindert werden. Das Weltwirtschaftswunder in den 1950er- und 1960er-Jahren brachte auch AERZEN den Aufschwung. Zahlreiche neue Produkte brachten das Unternehmen voran. In den folgenden Jahren setzte AERZEN seine Investitions- und Modernisierungstrategie fort. Als das Unternehmen 1964 das 100-jährige Jubiläum feierte, war der Maschinenpark um hochmoderne Spezialmaschinen erweitert worden. 1967 begann die Herstellung spezieller Luftverdichter für höhere Drücke. Die VM- Baureihe zur ölfreien Verdichtung von Luft war mit Kugellagern ausgestattet. Die neuen Schraubenverdichter verhinderten, dass beim pneumatischen Transport von Getreide, Zement oder chemischen Schuttgütern Verunreinigungen auftraten. 1968 präsentierte AERZEN auf der Hannover Messe erstmals ihre Verdichter mit Öleinspritzung für die Kältetechnik. Die neuen VMY-Baureihen kamen vor allem in Lebensmittelkühlhäusern und Klimaanlagen auf Schiffen zum Einsatz. Mit der neuen VMX-Baureihe von Schraubenverdichtern mit Öleinspritzung für die Drucklufttechnik gelang AERZEN 1971 auch der Einstieg in neue Anwendungsgebiete. Weltgrößtes Drehkolbengebläse 1978 präsentierte AERZEN das größte Drehkolbengebläse der Welt, dessen gewaltiger Kolben mit einem Durchmesser von 1,5 Me- tern und drei Megawatt Antriebsleistung 84.000 Kubikmeter Prozessgas pro Stunde förderte. Für die Herstellung des Giganten mussten die Hallentore erweitert und größere Kolbenhobeleinrichtungen und Fräsmaschinen angeschafft werden. Hinsichtlich der volumenmäßigen Förderung von Gas erweiterte AERZEN den bis dahin technisch machbaren Einsatzbereich eines Drehkolbengebläses – mit Erfolg. Die neuen Gebläse fanden damals und finden auch noch heute große Nachfrage in der Stahlproduktion. Eine ähnliche Erfolgsgeschichte erlebte AERZEN mit der Entwicklung des weltweit größten Schraubenverdichters 1984. Mit einem Rotordurchmesser von 845 Millimetern verdichtete er etwa 65.000 Kubikmeter Prozessgas pro Stunde. Die Sondermaschinen wurden an Sodafabriken in Frankreich und Italien verkauft und damit in eine Branche, die bis dahin auf Turboverdichter setzte. Welche Produktinnovationen in den kommenden Jahren folgten, lesen Sie in der nächsten Ausgabe.
Austausch nach 30 Jahren 1984 lieferte AERZEN einen ölfreien Schrauben- verdichter VRo 936L an den italienischen Chemiekonzern Versalis. Dort wurde er seitdem in einem Prozess zur Herstellung von Polystyrol-Schaumstoff (Styropor) verwendet und war damit – abgesehen von geplanten Revisionen – 30 Jahre im kontinuierlichen Einsatz. Gut eine viertel Million Betriebsstunden waren Grund genug für den Kunden, mit dem Austausch gegen eine neue Verdichterstufe aus Aerzen auch für die Zukunft die Weichen für einen weiterhin problemlosen Betrieb seiner Produktionsanlage zu stellen. Eine Herausforderung bei der Produktion der im Januar ausgelieferten VR-Stufe war die schiere Masse: Das Gewicht beträgt rund 34 Tonnen.
Intelligente G5-Logistik in Südafrika Airgas Compressors, die südafrikanische Tochtergesellschaft von AERZEN, hat die Logistik für den Import der Gebläseaggregate auf den afrikanischen Kontinent übernommen – und setzt hierfür ein effizientes AERZEN Konzept ein:Anders als beim Vorgängermodell Kompakt 4, das bis auf die Stufe lokal gefertigt und montiert wurde, werden die G5-Aggregate nun komplett importiert und nur noch teilweise in Südafrika montiert. Dank dieses durchdachten Transport- und Montagekonzepts kann Airgas Compressors schnell und effizient seine Kunden in ganz Afrika beliefern.
Service-Flotte im neuen Look Die neue Markenpositionierung von AERZEN macht auch vor den Service-Fahrzeugen nicht Halt: Die Wagen erhielten ein angepasstes Outfit mit neuem Logo auf weißem Lack. Für den Transport von Ersatzteilen und Werkzeugen beim Montageeinsatz sind die Kofferräume mit speziellen Fahrzeugplatten ausgerüstet. Mit Blick auf das Wohl der Service-Techniker, die viele tausend Kilometer im Jahr zurücklegen, wurden spezielle Gesundheitssitze in die Autos eingebaut.
Helfen ist selbstverständlich Eines der größten Feuer in der Geschichte Chiles wütete am 12. April in den Bergen der Stadt Valparaiso und zerstörte mindestens 2.500 Häuser. Auch ein Kollege von Aerzen Chile war betroffen und verlor bei der Katastrophe sein Haus. „Teamgeist und Engagement gehören zu den Grundwerten von AERZEN, deshalb war es für uns selbstverständlich, dem Kollegen zu helfen“, sagt Octavio Alarcón V., Geschäftsführer von Aerzen Chile. Die Mitarbeiter sammelten Sachspenden, organisierten eine neue Unterkunft und halfen bei den Aufräumarbeiten. Insgesamt wurden 11.000 Menschen bei dem Feuer obdachlos, weitere 6.000 mussten evakuiert werden. 15 Menschen starben, zehn wurden schwer verletzt.
Zertifizierungen für Emmerthal Emmerthaler Apparatebau, Tochtergesellschaft von AERZEN, freut sich über drei neue Zertifizierungen: Zunächst erteilte der TÜV Nord bereits im Oktober 2013 die Zertifizierung für die Integration des Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagementsystem BS OHSAS 18001 in das vorhandene Qualitätsmanagementsystem DIN EN ISO 9001:2008. Anfang Dezember erhielt die Emmerthaler Apparatebau dann für weitere vier Jahre die China-Manufacturer-License, ohne dass beim Audit Abweichungen festzustellen waren. Im Januar 2014 folgten das Joint-Review und die Erweiterung auf den U2-Stamp, der für Druckbehälter in höheren Druckstufen (>200 bar) erforderlich ist, für den ASME-U-Stamp. Auch hier wurde Emmerthaler Apparatebau entsprechend zertifiziert.
Delta Blower im neuen E-Design Energieeffizienz ist das Thema der Zeit, gerade in der Kompressortechnologie, wo die Energiekosten mehr als 90 Prozent der Lebenszykluskosten betragen (über einen Zeitraum von zehn Jahren betrachtet). Jetzt hat AERZEN seine Gebläsereihe Delta Blower Generation 5 durch ein neues Design ergänzt, das durch Bestmarken in puncto Energieeinsparung besticht. Das neue E-Design steht für bis zu vier Prozent reduzierten Energiebedarf je nach Volumenstrom und Druckdifferenz. Diese energetische Verbesserung ist das Ergebnis zahlreicher konstruktiver Optimierungen wie eine strömungsoptimierte Führung der Ansaugluft in der Schallhaube und im Filterschalldämpfer. Der patentierte Ansaugkonus minimiert nicht nur die Druckverluste, sondern auch den Schalleintrag. Weiterhin wurde das Kühlkonzept überarbeitet. Anstelle des mechanisch angetriebenen Schallhaubenlüfters wird jetzt ein elektrischer Lüfter eingesetzt, der für perfekte Belüftung bei niedrigster Leistungsaufnahme sorgt. Wie alle AERZEN Baureihen zeichnet sich auch der E-Blower durch absolute Zuverlässigkeit und Langlebigkeit aus. Er ist ein robuster Dauerläufer in unzähligen Verdichtungsprozessen, bei denen Luft und neutrale Gase ölfrei gefördert werden müssen. Er steht in sechs Baugrößen für Ansaugvolumenströme von etwa 30 Kubikmetern pro Stunde bis 1.000 Kubikmeter pro Stunde und Überdrücke bis 1.000 Millibar beziehungsweise Unterdrücke bis 500 Millibar zur Verfügung.
Neues Logistikkonzept Das neue Logistikzentrum von AERZEN steht kurz vor der Fertigstellung. Mit der Inbetriebnahme wird auch der Lkw-Verkehr auf dem Betriebsgelände neu geregelt: Die Einfahrt für den Anlieferverkehr wird von der Einfahrt an der B1 zur neuen Einfahrt am Wiesenweg, mit neuem Pförtnerhaus, verlegt. Parallel zu den abschließenden Baumaßnahmen wurde mit der Planung eines leistungsfähigen Hochregallagers mit vorgelagerter Kommissionierzone begonnen, das sich direkt an das Logistikzentrum anschließen wird. Mit dem neuen, durchdachten Logistikkonzept trägt AERZEN dem stetigen, weltweiten Wachstum des Unternehmens Rechnung.